Entain rechnet mit erfolgreichem Geschäftsjahr trotz strengerer Vorschriften

Entain, Eigentümer von Ladbrokes und Bwin, ist weiterhin auf Erfolgskurs. Obwohl das Wettunternehmen mit einer strengeren Regulierung konfrontiert ist und Schwierigkeiten hat, sein Wachstum weiter aufrechtzuerhalten, rechnet man wieder mit einem guten Geschäftsjahr. Wir haben uns angesehen, auf welche Gewinne der Konzern zusteuert und welche Rolle neue Glücksspielregeln in diesem Jahr spielen werden.

Entain plc, Muttergesellschaft von bwin
Logo Entain plc / Entain plc, Muttergesellschaft von bwin, kündigt umfassende Maßnahmen und Investitionen in Deutschland für verantwortungsvolles Glückspiel an (Quellenangabe: obs/Entain Plc/Entain plc)

Entain Konzern profitiert von Online-Märkten

Das Unternehmen Entain gab im Januar seine Zahlen für dieses Jahr bekannt. Man rechnet mit einem Gewinn von 875 bis 885 Millionen Pfund vor Zinsen, Abschreibungen und Steuern. Obwohl im Jahr 2020 lokale Schließungen in weiten Teilen Europas Einfluss auf die Umsätze der Glücksspielindustrie nahmen, scheinen die großen Konzerne insgesamt weiterhin schwarze Zahlen in Millionenhöhe schreiben zu können – vorausgesetzt, sie haben den Online-Markt für sich erschlossen. Entain hat in den vergangenen zwei Jahren einen Anstieg im Online-Markt vernommen und rechnet auch in diesem Jahr wieder mit hohen Umsätzen. Man profitierte von dem starken Wachstum in allen Online-Bereichen. Eine Ausnahme stellte im letzten Jahr Deutschland da, denn die neuen Glücksspielgesetze nahmen Einfluss auf die Umsätze der großen Casino-Konzerne. Dort schreibt die Glücksspielverordnung Einzahlungslimits und Einsätze bei Online-Slots vor. Das bedeutet auch, dass die besten Online Casinos mit Boni ohne Einzahlung möglicherweise ihre Strategie ändern müssen, was wiederum potentielle Kunden vergrault. Dem gegenüber stehen aktuell Casinos mit anderen Lizenzen, die sich nicht an deutsche Vorgaben halten. Sie haben weniger strenge Vorgaben, große Bonuspakete und riesige Spieleportfolios.

Seit Juli 2021 gibt es in Deutschland für Seiten mit deutschen Lizenzen Vorgaben, was den Maximaleinsatz und die Sitzungslänge am Spielautomaten betrifft. Mehr als ein Euro ist nicht mehr möglich. Im Monat dürfen außerdem nur noch Einzahlungen in Höhe von insgesamt 1.000 Euro getätigt werden. Nach jeder Runde wird der Spieler zu einer kleinen Zwangspause gezwungen, die Autoplay-Funktion gibt es bei Slots also nicht mehr. Hinzu kommt ein Spielersperrsystem, welches alle spielsuchtgefährdeten Spieler erfasst und von Glücksspielaktivitäten ausschließt. Insgesamt gibt es mittlerweile also weitaus mehr Maßnahmen, die übermäßiges Spielen verhindern sollen. Für die Spieler ist das gut, für die Konzerne weniger. Denn diese haben in den letzten Jahren von den wenigen Regeln profitiert. Problemlos konnten Spieler tausende von Euros verspielen und sogar pro Runde am Spielautomaten mehr als 100 Euro setzen. Mit den neuen Regelungen ist damit Schluss, sehr zum Ärger der erfolgreichen Casino-Konzerne. Wer sich an die neuen Gesetze hält, verliert den Anschluss an den Markt und hat keine Chance gegen internationale Betreiber mit größerem Angebot.

Entain sieht weiterhin großes Wachstumspotential

Die jüngste Prognose von Entain wurde einen Tag, nachdem das Unternehmen eine deutliche Verbesserung der Aussichten für BetMGM, sein US-Joint-Venture mit der Casinogruppe MGM, verkündet hatte. Das Unternehmen sagte, dass BetMGM im Jahr 2023 profitabel werden wird – und das trotz der hohen Marketingkosten, die den US-Betreibern aufgrund des Konkurrenzdrucks entstehen. Man sieht BetMGM deshalb als ein besonderes Highlight, das großes Potential mitbringt.

Weiterhin sieht das Unternehmen signifikante Wachstumschancen auf dem Gesamtmarkt. Bis zu 160 Milliarden Dollar könnte man auf bestehenden und künftigen Märkten einnehmen. Der Bereich der interaktiven Unterhaltung boomt – und Entain scheint genau auf dem richtigen Weg zu sein.

Der Vorstandsvorsitzende von MGM zeigte sich bei einer Pressekonferenz im Januar ebenfalls begeistert. Analysten vermuten, dass MGM plant, die Hälfte des Joint Ventures von Entain aufzukaufen oder eine zweite Übernahme von Entain zu versuchen. MGM bot bereits im Januar letzten Jahres rund 8 Milliarden Pfund für den Kauf von Entain. Der dortige Vorstand wies das Angebot aber ab und hielt die Kaufsumme für zu niedrig. Denn klar ist, dass Wettunternehmen ihr Augenmerk zunehmend auf den schnell wachsenden US-Markt richten. Im Jahr 2018 wurde dort das Verbot von Online-Glücksspielen und Sportwetten aufgehoben. Hier möchte sich nun jeder seinen Teil vom Kuchen sichern. Es gibt aktuell rund 30 Bundesstaaten, die Sportwetten anbieten. Zusätzlich sind es 18, die Online-Wetten erlauben.

EU-Staaten verschärfen die Vorschriften

Europäische Union FlaggeIm Gegensatz dazu haben viele EU-Staaten begonnen, ihre Vorschriften enorm zu verschärfen. Deutschland, die Niederlande und auch das Vereinigte Königreich versuchen gegen den unregulierten Glücksspielmarkt vorzugehen und Spieler besser zu schützen. Dadurch gehen Unternehmen, die sich an die neuen Gesetze halten, Einnahmen verloren. Regulierte Glücksspielanbieter mit deutscher Lizenz stehen zudem in starker Konkurrenz zu Glücksspielseiten mit ausländischen EU-Lizenzen von weniger strengen Behörden. So ist es momentan weiterhin möglich, ein Casino mit maltesischer Lizenz aufzusuchen und dort ohne Limits zu spielen. Auch ist die Auswahl an Spielen dort wesentlich größer, denn die deutsche Behörde hat viele beliebte Spiele aus den deutschen Online Casinos entfernt.

Welche Unternehmen künftig weiterhin die Nase vorn haben werden und ob die deutsche Regierung strenger gegen ausländische Anbieter vorgehen wird, bleibt noch abzuwarten. Anhand von Entain und vielen anderen international erfolgreichen Unternehmen zeigt sich aber, dass die iGaming-Branche noch lange nicht am Ende ist. Die Branche wird auch in diesem Jahr weiter wachsen und wir werden wieder viele innovative Technologien und Spiele sehen.