Jeans » ein Klassiker der Mode im Wandel der Zeit

(Fast) jeder besitzt sie, (fast) jeder hat sie schon einmal getragen und sie ist dabei so vielfältig, wie kein anderes Kleidungsstück. Die Rede ist natürlich von der Jeans, die es in weiter und enger Passform, in unterschiedlichen Waschungen, Designs und Styles gibt.

Ihre lange Geschichte ist beeindruckend, vor allem weil heute jeder einfach günstige Damen Jeans online kaufen kann und wir uns kaum noch Gedanken darüber machen, woher diese große Auswahl an Jeans überhaupt ganz ursprünglich herkommt. Es gibt kaum einen Mode-Shop, der keine Jeans führt.

Wie hat es die Jeans zu ihrem Kultstatus geschafft? Welche Geschichte hat sie dafür zurücklegen müssen? Und was macht sie noch heute zu einem solch begehrten Stück Mode?

Ihren 100. Geburtstag hat die Jeans bereits hinter sich

Wenn es um Themen wie Mode und Fashion geht, ist die Zeit schnelllebig und was heute im Trend ist, kann morgen schon wieder out sein. Für die Jeans spielt das alles keine Rolle, denn sie ist schon mehr als 100 Jahre alt und ist heute so begehrt wie damals, als sie aus den ersten Segeltüchern geschneidert wurde. Das war lange bevor Denim entdeckt wurde, das Baumwollmaterial, was heute als eine der robustesten Möglichkeiten des Modedesigns gilt.

Ursprünglich war die gute alte Jeans eine Arbeiterhose, die von Cowboys und Goldgräbern getragen wurden. Durch die Färbung mit Indigo-Blättern bekam die Jeans schließlich ihre Farbe, das heutige Blau, was mit verschiedenen Waschungen individualisiert werden kann. Doch zur damaligen Zeit war die Verwendung von Indigo noch aus anderen Gründen sinnvoll. Beim Färben wurde eine bakterienhemmende Substanz an den Stoff abgegeben, der den Cowboys aus früheren Jahren sehr entgegen kam. Arbeiter trugen ihre Jeans oft mehrere Wochen ohne Pause und hatten kaum eine Möglichkeit, sie zwischendurch zu waschen. Dank Indigo konnten krankmachende Pilze und Keime oft abgehalten werden.

Die Jeans hat einen Vater: Levi Strauss

Heute gibt es kein Jahr, in dem die Jeans nicht auf den Laufstegen erscheint. Große Freude gab es, als es 2022 hieß, Low Waist Jeans bzw. Baggy Jeans sind wieder in! Zu verdanken haben wir diese Modetrends dem Urvater der Jeans, Levi Stress, der die Urform der heutigen Jeans im Jahr 1873 zum Patent anmeldete. Levi ist Namensgeber einer bestimmten Jeansmarke und verschrieb sich nicht wie seine Brüder dem amerikanischen Goldrausch, sondern gründete einen Stoffhandel.

Goldgräber, Cowboys und andere Schwerarbeiter kauften bei Levi ein und schnell wurde klar, dass vor allem die Hosen der arbeitenden Menschen ein echtes Problem waren. Strauss entschloss sich, für dieses Problem eine Lösung zu finden und Hosen zur Verfügung zu stellen, die den harten Alltag der Cowboys und Goldsucher überstehen konnten. Auch genügend Taschen wollte er anbringen, damit Arbeitsmaterial optimal verstaut werden konnte. Mit dieser Idee wurde die Jeans bereits geboren.

Er besorgte sich im Textilhandel verschiedene Materialien und strapazierfähige Stoffe, erdachte einen angenehmen Hosenschnitt und begann mit der Produktion. Jacob Davis, sein Partner, war für die Belastbarkeit der Taschen zuständig, die er mit den typischen Nieten versah. Im Mai 1873 gingen die beiden Männer zum Patentamt und meldeten ihre Erfindung an. Es sollte kein Jahr dauern, bis die ersten 5.000 Hosen über die Ladentheke gewandert waren.

Der Siegeszug bis zur heutigen Mode hatte seine Tücken

Strauss und Davis gelang es, das damals verwendete Segeltuchmaterial durch Baumwolle zu ersetzen, die ursprünglich aus Frankreich, genauer gesagt aus Nîmes kam. Durch die Redewendung „de Nîmes“ (aus Nîmes) wurde dann die Bezeichnung „Denim“, wie sie bis heute verwendet wird. Unter Cowboys, Holzfällern und Farmern sprach sich die Qualität rum und sie gehörten schnell zu Strauss engstem Kundenkreis.

Doch bevor es die Jeans an die Spitze des Modehimmels schaffte, vergingen viele Jahre. 1920 begannen die Menschen in den USA die Jeans zu etablieren und sie nicht mehr nur in der Arbeiterbranche, sondern auch in der Freizeit zu tragen. Die Jugend hatte die Bluejeans für sich auserkoren und trug sie, um gegen Autoritäten und Traditionen zu rebellieren. Damit war der Erfolg nicht mehr aufzuhalten und im zweiten Weltkrieg hielt die Jeans durch amerikanische Soldaten auch hierzulande Einzug.

In Europa wurden Jeans, wie wir sie heute kennen, lange als Nietenhose bezeichnet und galten als ordinär. In der Deutschen Demokratischen Republik war das Tragen der bequemen Hose verpönt und stellenweise sogar verboten. Doch als große Stars wie Marlon Brando und James Dean keinen Hehl mehr daraus machten, dass sie Jeans sogar beim Filmdreh trugen, war der Bann endgültig gebrochen. Nach dem Wiederaufbau beginn die L. Hermann Kleiderfabrik erstmals selbst mit der Produktion der klassischen Jeans, zunächst für Männer, ab 1953 auch für Frauen.

Die Jeans ist keine Hose, sie ist ein Statussymbol und Kultobjekt

Heute ist die Jeans längst keine klassische Hose mehr, sondern ein Stück Fashion, was aus dem Kleiderschrank nicht mehr wegzudenken ist. Keine Jeans zu besitzen ist für europäische Frauen und Männer undenkbar. Bis in die 1960er Jahre hielt sich die schlichte, klassische Form, die von Strauss etabliert wurde, doch spätestens seit den 1970er Jahren begannen neue Looks den Modehimmel zu erobern.

Wer denkt nicht gern an die Zeiten der Hippies zurück, die mit Schlagjeans und bunten Oberteilen ihren ganz eigenen Look kreierten? Oder an die 1990er Jahre, als Teenager rebellisch und mit Beharrlichkeit Löcher in die Knie schnitten, um ihrer Hose den perfekten Touch zu geben?

Doch anders als zu Beginn des Jeanszeitalters sind es nunmehr nicht nur Teenies, die das Kleidungsstück zu schätzen wissen, die Jeans ist in allen Generationen und Bevölkerungsschichten vertreten. Sie ist ein Allrounder, ein Fashiontrend, der zu jedem Style passt und sich immer auf den Anlass angepasst kombinieren lässt. Ob Röhre, ob Schlagjeans, ob Baggy Pants oder Low Waist Jeans, jeder individuelle Geschmack hat heute die Chance, die richtige Jeans für die eigenen Vorlieben zu finden.

Allein die Vielzahl der Waschungen macht es kaum mehr möglich, sich für eine einzelne Hose zu entscheiden. Und so kommt es, dass die Kleiderschränke junger und älterer Menschen voll sind von Jeans, in klassischer Form, in ausgefallener Variante, für den Joballtag, zum Ausgehen oder für den Casual Look im Alltag. Als Levi Strauss die erste Idee zu einer robusten und alltagstauglichen Hose hatte, ahnte er nicht, dass noch mehr als hundert Jahre später ganze Generationen wissen, wer er ist und seine Erfindung die Modewelt auf den Kopf gestellt hat.