Inhalt:
Ist Gaming ein Fluch oder Segen? In den vergangenen zwei Jahre mögen viele Erwachsene, und insbesondere Eltern, ihre Einstellung zur beliebtesten Freizeitbeschäftigung vieler Jugendlicher geändert haben. Denn auf einmal bot das gemeinsame Spielen und Chatten mit Freunden per Konsole oder Computer die größte Gelegenheit zum Zusammensein. Online- und Multiplayer-Games ebenso wie GAAS (Games-as-a-Service) -Spiele sind auf dem Vormarsch und bieten ganz neue Möglichkeiten zur Geselligkeit und sozialer Anbindung.
Die Jugendlichen führen diesen Trend an. Laut der JIM-Studie 2021 nutzten rund 72 Prozent der Befragten zwischen 12 und 19 Jahren Videospiele täglich oder wenigstens mehrmals pro Woche – ein Anstieg von 4 Prozent seit dem Vorjahr. Weiter ergab die Studie: 4 von 5 Familien besitzen eine Konsole, 97 Prozent einen Computer oder ein Laptop. Der deutschen beliebteste Gaming-Plattform, das Smartphone, existiert in 98 Prozent aller Haushalte. Im Hinblick auf das Gaming-Verhalten zeichnen sich weitere deutliche Trends ab: Multiplayer- und Online-Games werden immer populärer: Die Umfrage listete Minecraft zu 19 Prozent als das beliebteste Spiel, gefolgt von der Fußball-Reihe FIFA mit 12 Prozent und Fortnite mit 9 Prozent.
Mit Minecraft, Fortnite aber auch Roblox zeichnet sich eine weitere Entwicklung ab, die sich in den kommenden Jahren stark fortsetzen wird: GAAS-Spiele können kostenfrei gespielt werden, und das gemeinsam online. Umsatz wird durch Saison-Pässe, Cosmetics, Skins und anderem „downloadable content“ gemacht, in der Regel per Microtransaktionen. Hardware- und Software-Gigant Sony kündigte jüngst an sein Geschäft in den kommenden Jahren deutlich auf derartige Games zu verlagern – bis 2026 will man hier zehn Live-Spiele auf den Markt bringen.
Der explosionsartige Erfolg dieser Spiele ist einfach nachzuvollziehen: in den vergangenen beiden Jahren fielen viele sozialen Aktivitäten aus, für Jugendliche wie auch Erwachsene.
Statt mit einem Team Fußball zu spielen oder ins Stadion zu gehen, spielte man FIFA. Statt sich abends mit Freunden zum Treffen zu verabreden, organisierte man gemeinsame Gaming-Sessions in sozialer Isolation, bei denen man nicht nur einem gemeinsamen Hobby nachgehen, sondern dabei auch ausgelassen übers Headset plaudern kann. Auch andere gesellschaftliche Bereiche verlagerten sich ins Internet oder mobile Apps: Online-Casinos erfreuen sich mittlerweile auch in Deutschland großer Popularität und sind mittlerweile auch gesellschaftlich akzeptiert, zudem die etablierten Betreiber absolut seriöses und sicheres Gewinnspiel anbieten.
Als viele landbasierte Casinos geschlossen bleiben mussten, gab es hier zahlreiche Möglichkeiten von der Couch daheim aus sein Glück zu wagen: Per Livestream kann Online Poker gespielt werden, auch zahllose Slot-Maschinen mit den verschiedensten Themen und tollen Grafiken stehen zur Auswahl, oftmals gekoppelt mit reizvollen Promotionen wie Freispielen oder Willkommens-Boni, die den Einstieg in die Welt des Zocker noch risikofreier machten, da oftmals zunächst ohne Geldeinsatz losgelegt werden kann.
Auch die deutsche Gesetzeslage hinsichtlich Zockens online änderte sich 2021 mit Inkrafttreten des neuen Glückspielstaatsvertrags, der den Markt deutlich liberalisierte und es Online-Casino-Anbietern ermöglicht Lizenzen auch in Deutschland zu erwerben – natürlich unter Einhaltung eines strengen Regelkatalogs. Damit wurden vielen Skeptikern die Hemmschwelle genommen und das Zocken im Netz hat neben Besuchen der inzwischen wieder geöffneten Spielbanken- und Hallen einen festen Platz im Glückspielgeschäft und wird in den kommenden Jahren ein rapides Wachstum prognostiziert.
Gaming, was oft gerade bei Eltern unter Verruf stand die Kinder zu verdummen und zu Stubenhockern zu machen, hat mittlerweile auch aus psychologischer Sicht einen ganz anderen Stellenwert. Das Videospiele Gewalt auslösen, ist mittlerweile komplett widerlegt. Vielmehr kann Gaming die Entwicklung von Gehirn und Feinmotorik unterstützen sowie neurologischen Alterserscheinungen und Gedächtnisstörungen entgegenwirken – so sehr, dass mittlerweile sogar in vielen deutschen Altersheimen Gaming-Konsolen existieren, um die Bewohner geistig fit zu halten und ihnen gleichzeitig Unterhaltung zu bieten.
Zugehörigkeit, Verbundenheit und soziale Anbindung sind weitere Faktoren, warum Online-Games besonders in den vergangenen Jahren nicht nur beliebt, sondern tatsächlich psychologisch hilfreich waren. Eine Umfrage zur digitalen Nutzung während dieser Zeit bestätigte, dass 40 Prozent alle Freundschaften infolge sozialer Isolation beeinträchtigt wurden, 60 Prozent fanden jedoch ausreichend digitale Möglichkeiten, diese Beziehungen weiter zu pflegen und das Mittel wenigstens zeitweilig als ausreichend empfanden.
Multiplayer-Online-Games erlaubten es den Spielern sich mit Bekannten zu treffen, aber sogar auch neue Freundschaften mit Spielern aus aller Welt zu knüpfen, sich mit ihnen über den Chat auszutauschen und auch über Dinge zu sprechen, die einen möglicherweise in der Kirsenzeit belasteten. All das, während man in Fortnite, Roblox oder Minecraft gemeinsam Gegner besiegte und Abenteuer bestritt.
Minecraft, seit Jahren eines der beliebtesten Online-Games, lädt dabei nicht nur zum Kämpfen ein, sondern fördert auch die Kreativität, wenn gemeinsam Welten geschaffen, Häuser errichtet und Tiere versorgt werden. Das Spiel kann im Single- wie auch im Multiplayer-Modus gespielt werden und bietet damit immer Abwechslung, ganz gleich, ob gerade Freunde online sind oder nicht.
Fortnite, das Battle-Royale-Game von Epic, gehört mittlerweile zu den erfolgreichsten Games. Es kann. Kostenlos gespielt werden, und erzielte dennoch in den Jahren 2018 und 2019 insgesamt 9 Milliarden Dollar Umsatz. Geld gemacht wird hier mit Saisonpässen und Downloadable Content (DLC), der in kleinen Summen auch für Jugendliche erschwinglich ist – ganz nach dem Prinzip: „Die Masse macht’s“.
Jedes Jahr finden spannenden Live-Events statt, zu denen sich die Spieler einloggen können, besonders zum Saisonende, wo hiermit die nächste Saison schmackhaft gemacht wird. Fortnite gehört zudem zu den wichtigsten Games im derzeit angesagten e-Sport, was zudem viele Anreize bietet – entweder anderen erfolgreichen Gamern beim Streaming ihrer Games zuzusehen oder eben selbst zum Profi zu werden und spielerisch Geld verdienen.
Auch die Erfolgsgeschichte von Roblox ist beachtlich: bereits 2017 überholte das Spiel, das auf dem Computer gespielt wird, YouTube als die Internetseite, auf die Kinder am häufigsten zugriffen. Jüngst gab Roblox Corporation seine Umsatzprognose für April 2022 bekannt: für den Monat allein erwartete man 189 bis 192 Millionen Dollar Umsatz, ein Anstieg von 30 bis 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und das, obwohl das Multiplayer-Game ebenfalls kostenlos gespielt werden kann.
Teil des Spiels ist das Roblox-Studio, in dem die Player ihre eigenen Welten erschaffen können, samt Städten, Freizeitparks und Eisdielen, die es dann erfolgreich zu leiten gilt. Ausgestattet mit Chats, Freundeslisten und der Möglichkeit die Spiele und Inhalte anderer Spieler auszuprobieren, liefert es endlose Unterhaltung und Gelegenheiten zum sozialen Austausch.
Animal Crossings: New Horizons ist ein weiteres, erfolgreiches Online-Multiplayer Game, wobei hier nicht gekämpft, sondern ganz friedliche Welten erbaut werden, in der die Spieler dann leben. Verfügbar ist es exklusiv für Nintendo Switch und Nintendo-Switch Light, und ein Grund, warum sich viele Kids und Teenager diese Handheld-Konsole anschafften – immerhin will man von den Aktivitäten der Freunde nicht ausgeschlossen bleiben.
2020 wurde das Spiel zur erfolgreichsten Game-Neuheit auf dem Markt, binnen des ersten Jahres wurde es allein in Europa 7 Millionen Mal verkauft und damit mehr als jedes andere Nintendo-Spiel. Animal Crossings: New Horizons lässt sich zwar nicht kostenlos spielen, bekommt aber regelmäßige Gratis-Updates. Auch hier gibt es jedoch DLC zum Kauf, der über den Nintendo eShop erworben werden kann. In einer Zeit, als jegliche gesellschaftlichen Ereignisse online stattfinden mussten, oftmals über Zoom oder FaceTime, wurde das ein oder andere Paar besonders kreativ und heiratete virtuell im Spiel.
Wirklich problematisch ist der Trend zum Online-Spielen nicht, sondern half im Gegenteil vielen Jugendlichen wie auch Erwachsenen über eine Zeit der Isolation und Einsamkeit. Die Hersteller sind schlau und warten mit immer neuen technologischen Möglichkeiten und großartigen Inhalten, die die Player auf lange Zeit unterhalten. Und wer einmal in einem Spiel Freundschaften geschlossen hat, ist umso mehr motiviert dabei zu bleiben und neue Saisonpässe und Content zu kaufen, was sich wiederum positiv auf den Umsatz auswirkt.
